Immer wieder tauchen einige Fragen zum Segeltrimm auf, meistens fehlt der Segeldruck, die Höhe oder die Geschwindigkeit. In vielen Fällen ist es auch auf einen falschen Masttrimm zurückzuführen.
Hier versuchen wir, die Funktion eines drehbaren Wingmastes ein wenig zu erklären.
Den meisten Seglern ist klar, was man mit der Cunningham machen kann: einfach anziehen, um den Druck nach Wunsch aus dem Segel zu bekommen, aber der Mast bleibt meistens unbeachtet, sozusagen als letzte Priorität. Tatsächlich ist der Mast einer der wichtigsten Geschwindigkeitsfaktoren am Schiff. Es ist wichtig zu verstehen, wie man ihn nutzt, und welche Segelform man in unterschiedlichen Windbedingungen haben will. Da es nicht damit getan ist, mit Zahlen und Winkeln daherzukommen, die auf jeden Mast und jedes Segel passen sollen, möchten wir versuchen, ein paar Punkte darzulegen:
Je mehr der Mast vorgebogen ist, umso mehr Einfluss hat die Mastrotation auf die Form des Segels.
Der Effekt der Salinge besteht darin, dass, je weiter der Mast in die Mitte gezogen wird (die Rotation nach hinten gezogen wird), umso mehr der untere Teil des Masts nach vorne (in der Fahrtrichtung des Bootes), und gleichzeitig wird das Masttop steifer im Vergleich zum unteren Teil. Lässt man hierbei die Cunningham außer Betracht, so resultiert daraus ein Segel, das im unteren Bereich flacher und im oberen Bereich voller wird.
Lässt man den Mast weiter nach außen rotieren, bringt dies die Salinge unter Belastung und der untere Mastteil wird nach vorne steifer, und das Topp wird nach hinten weicher. Das Resultat ist ein Segel, das tiefer im unteren Bereich ist, und flacher im oberen Bereich.
Der Cunningham-Zug macht das Segel flacher und hat die Tendenz, das Topp stärker zu beeinflussen als den unteren Bereich, weil das Masttop nicht durch Diamonds oder Stagen gehalten wird und frei arbeiten kann.
Nun ist es sehr wichtig zu verstehen, welche Segelform in den verschiedenen Situationen am besten funktioniert. Bei Flachwasser will man ein sehr gleichmäßiges Profil über die gesamte Höhe des Segels, mit gutem Druck im oberen Bereich und der Möglichkeit, die Großschot stark anzuziehen ohne das Achterliek „abzuwürgen“.
Auf flachem Wasser kann man stark anziehen und höher segeln.
Bei Welle will man mehr Kraft im unteren Teil des Segels haben und dafür das Topp offener und mit Twist. Das gibt Kraft und das getwistete Top gibt dem Boot Beschleunigung und lässt es leichter durch die Wellen steuern. Insgesamt kann man nicht so hoch fahren wie bei flachem Wasser aber in der Welle erzielt man so eine bessere Gesamtgeschwindigkeit.
Das typische Beispiel ist jetzt, dass bei zunehmendem Wind der Segler fest an der Cunningham zieht, jedoch ohne die Rotation ebenfalls zu verstellen. Der Effekt der Cunningham ist, dass das Segel flacher wird, aber mehr im oberen Bereich, das Achterliek öffnet. Das mag sich gut anfühlen, aber häufig ist das Achterliek zu offen und man fährt keine Höhe. Dieser Trimm kann in großen Wellen gut sein aber im Flachwasser hätte der Segler das Segel gerne geschlossener, also sollte er die Rotation stärker anziehen.
Wenn man nun auf die oben genannten Punkte zurück blickt, sieht man dass der Mast oben steifer wird und unten stärker biegen kann. Dadurch entsteht Druck im oberen Bereich, und das Segel wird unten flacher. Mit Cunninghamzug kann man jetzt die Schot stark dicht nehmen, und man wird gute Höhe fahren bei guter Geschwindigkeit.
Ein anderer typischer Fehler ist, dass bei Starkwind der Segler nur die Rotation einer Linie mit dem Großbaum zieht und ebenso die Cunningham voll anzieht. Dadurch, dass der Mast zu weit nach hinten gedreht ist, wird das Segel im Top zu voll und unten zu offen. Das Segel wird stark twisten, was manche Segler bei starkem Wind für gut halten.Aber weil das Masttop in der Längsrichtung seine maximale Steifigkeit hat, bleibt das Segel im Top zu voll. Daraus resultiert ein Segel, das zu stark twistet und zu viel Profil für starken Wind hat. Der Twist verhindert gute Höhe und die Segeltiefe sorgt für hohen Widerstand, der nur bremst. So ist man langsamer und tiefer als ein richtig getrimmtes Boot.
Die Salingpfeilung ist ein weiterer bedeutsamer Faktor bei der Einstellung des Riggs. Es spielt auch eine Rolle inwieweit der Rotationswinkel die Tiefe des Segels beeinflusst. Dies ist ein eigenes Thema, so dass ich im Moment nur ein paar Anmerkungen machen werde. Man muss sich im Klaren sein, welche Auswirkungen die Vorbiegung auf den Mast hat, speziell, wo der Mast seine Kurve macht. Je mehr Vorbiegung man gibt, umso stärker biegt sich der Mast im unteren Teil. Und je mehr sich der Mast im unteren Teil biegt, um so gerader wird der obere Teil des Masts. Je gerader die Vorbiegung ist, umso mehr will sich das Top biegen.
Die übliche Reaktion von Seglern ist, dass sie die Vorbiegung für Starkwind verstärken und für Leichtwind verringern, um mehr Druck zu bekommen.
Das ist im Prinzip korrekt, aber es muss mit der richtigen Einstellung der Rotation verbunden sein, um eine gute Balance im Segel zu erhalten.
Wie in vielen Dingen, kann ein zu-viel ebenso schaden wie ein zu-wenig. Es ist ein großer Fehler vieler Segler, die Salinge nur so wenig zu spreizen, dass der Mast fast gerade wird. Bei leichtem Wind schadet dies mehr, als dass es hilft.
Schwerere Segler fragen auch häufig nach mehr Vorliekskurve, weil sie mehr Druck wollen. Mit mehr Vorliekskurve und flachgepfeilten Salingen kann das das Ende der Geschwindigkeit bedeuten. Das Segel wird sehr voll im unteren Bereich, mit einem großen Anstellwinkel an der Hinterkante des Mastes und einem sehr geschlossenen Achterliek. Beim ersten Windstoß bekommt man das Gefühl von Druck, aber das Boot will nur den Luvschwimmer anheben und es will nicht losfahren. Das Boot fährt keine Höhe und beschleunigt nicht.
Häufig ist es genau umgekehrt besser. Bei sehr leichtem Wind kann man die Vorbiegung erhöhen um den unteren Teil des Segels zu öffnen und den Anstellwinkel des Segels hinter dem Mast zu verringern. Wenn nun die Rotation so eingestellt wird, dass das Topp richtig steht (nicht zu geschlossen, nicht zu weit offen) und man dadurch einen harmonisches Öffnen des Achterlieks erreicht, resultiert daraus eine sehr gute Bootsgeschwindigkeit. Denk einfach daran: flach ist schnell und tief ist langsam. Das Ganze hat hauptsächlich mit den Ein- und Austrittswinkeln (VL u. AL) der Strömung zu tun, um Höhe und Druck zu erreichen.
Unter den Segelmachern gibt es viele verschiedene Ansichten, und die Vergangenheit hat gezeigt, dass es viele Wege gibt, um schnelle Segel zu bauen. Das Wichtigste ist, dass der Segler versteht, wie das Segel arbeiten sollte, und er es richtig bedient. Auch Beschränkungen in der Materialwahl und im Design bei den Booten selbst verändern die Art, wie das Segel zu funktionieren hat, um die besten Resultate zu erzielen. Wir entwerfen unsere Segel so, dass man die Rotation weit nach innen ziehen kann. Der Grund hierfür ist, dass der Mast selbst viel Profil im Rigg erzeugt. Deshalb ist es wichtig, den Luftwiderstand durch den Mast zu verringern, indem man mit zunehmendem Wind die Rotation nach innen holt. Gleichzeitig muss das Segel flacher anstatt voller werden.
Das ist das Geheimnis des Erfolgs.
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